Frieder Böhnisch
Die Weihnachtskarten des Frieder Böhnisch
08.12.2017 – 06.01.2018
Ein Finger, ein Knopf und ein Blitz explodiert
Aus der Gegenwart bricht ein Fragment
Aus Hämmern und Steinen entsteht eine Chronik
Und die Nacht ist ihr erster Moment
Im Weihnachtsmann-Outfit gespieltes Theater
Eine Bühne gebaut aus Papier
Berlin ist das dreckigste Schauspiel der Welt
Und die Statisten des Stückes seid ihr
Auf Postkartengröße gequetschte Geschichte
Ein Moment ist ein Bild ist ein Jahr
Dann steht man davor und man sieht es sich an
Und dahinter steht alles was war
Ein gieriger Griff in die Schatztruhe der Stadt
Denn ihr einziger Reichtum ist Zeit
Geballt in den wartenden Schlangen der Nacht
In all ihrer Ausschneidbarkeit
Mit Schere und Kleber verfasste Gedichte
An Pförtnerhauswände gehängt
Rahmen umzingeln die Grüße aus Jahren
An die man schon lang nicht mehr denkt
Irgendein Highlight oder irgendein Heiland,
Irgendetwas ist immer passiert
Dann sperren sie die Straßen und bauen Hotels
Für die Leute, die das interessiert
Da treiben sie wieder 'nen Eisbären durchs Dorf
Und ein Haus kriegt ein neues Gewand
Hier ist alles amazing (mit Instagramfilter)
In der trunkenen Hauptstadt von Schland
Gut, dass einer aufpasst, das wichtigste mitschreibt
Und das vergangene Jahr überblickt
Mit Langzeitgedächtnis aus Filmmaterial
Frankiert und an Freunde verschickt
Lars Ruppel